Die Ukraine verlangt von den USA und Großbritannien die Erlaubnis für den Einsatz von Raketen gegen Ziele auf russischem Gebiet. Russland sieht einen derartigen Waffeneinsatz als Kriegsbeteiligung. Alle Ukraine-Entwicklungen im Ticker.
Selenskyj vor Treffen mit Biden: „Ich werde ihm den Plan für den Sieg vorstellen“
15.40 Uhr: Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat für den September ein Treffen mit US-Präsident Joe Biden angekündigt. „Ich werde ihm den Plan für den Sieg vorstellen“, sagte der Staatschef bei einem Auftritt in der ukrainischen Hauptstadt Kiew. Es gehe um ein System einander bedingender Entscheidungen, mit denen die Ukraine hinreichend Kräfte erhalte, um den Krieg auf einen Frieden hinzusteuern. „Solche Eroberungskriege können gerecht auf mehreren Wegen beendet werden: Entweder wird die Besatzungsarmee mit Gewalt oder mit Diplomatie herausgedrängt“, erläuterte Selenskyj. Damit werde die reale Unabhängigkeit des Landes garantiert. Für die erforderliche starke Position sei Kiew jedoch auf die Unterstützung der Vereinigten Staaten angewiesen.
In örtlichen Medien wird bereits seit einiger Zeit über eine Reise Selenskyjs zur Generalversammlung der Vereinten Nationen in New York Ende September spekuliert.
Selenskyj kritisierte in seiner Rede erneut die westliche Zögerlichkeit für den Einsatz von aus dem Westen gelieferten weitreichenden Waffen auf russischem Territorium. „(Der russische Präsident Wladimir) Putin braucht keinerlei Erlaubnisse, keine Zustimmungen zum Einsatz von weitreichenden Waffen“, hob Selenskyj hervor. Zögern und Verzögerungen bei Waffenlieferungen lege Putin als „Erlaubnis für sich aus, alles Mögliche zu tun“.
Britischer Premier: Wollen keinen Konflikt mit Russland
Freitag, 13. September, 03.02 Uhr: Der britische Premierminister Keir Starmer hat die Behauptung von Russlands Präsident Wladimir Putin zurückgewiesen, dass eine Freigabe weitreichender Waffen des Westens für Angriffe tief in russischem Territorium einer Kriegsbeteiligung der Nato gleichkäme. Großbritannien wolle keinen Konflikt mit Russland, sagte Starmer auf dem Weg nach Washington. „Die Ukraine hat ein Recht auf Selbstverteidigung„, dieses Recht unterstütze Großbritannien voll und ganz und biete in diesem Kontext Ausbildungsmöglichkeiten an. „Aber wir suchen keinen Konflikt mit Russland - das ist nicht im Geringsten unsere Absicht“, betonte der britische Premier.
Kiew hat wiederholt darum gebeten, dass Großbritannien und die USA den Gebrauch weitreichender Raketen freigeben, damit die Ukraine damit Ziele im russischen Hinterland angreifen kann. Dies dürfte auch bei Starmers Treffen mit US-Präsident Joe Biden am Freitag in Washington ein Thema sein. “Ich möchte morgen sicherstellen, dass diese Diskussionen, die taktischen Diskussionen, in den richtigen strategischen Kontext der Situation in der Ukraine gestellt werden“, betonte Starmer.
Putin startet Gegenoffensive in Kursk - Selenskyj: „entspricht ukrainischem Plan“
21.17 Uhr: In der westrussischen Region Kursk startet Russland nach übereinstimmenden Angaben beider Kriegsparteien eine Gegenoffensive gegen die ukrainischen Truppen. Das Verteidigungsministerium in Moskau erklärte im Onlinedienst Telegram, russischen Einheiten sei binnen zwei Tagen die Rückeroberung von zehn Ortschaften gelungen.
Selenskyj bestätigte die Gegenoffensive. Das Vorgehen der russischen Armee entspreche „dem ukrainischen Plan“, sagte der ukrainische Präsident. Er machte aber zunächst keine weiteren Angaben zu den Kämpfen in Kursk.
Die ukrainische Armee hatte am 6. August eine Militäroffensive in der russischen Grenzregion Kursk begonnen. Seitdem hatte sie nach eigenen Angaben rund hundert russische Dörfer und fast 1300 Quadratkilometer eingenommen. Der Vorstoß war der erste dieser Art seit Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine im Februar 2022 - und der größte Angriff ausländischer Streitkräfte auf russischem Gebiet seit dem Zweiten Weltkrieg.
Die ukrainische Armee hatte zum Ziel der Offensive erklärt, sie wolle kein russisches Territorium annektieren - sondern Russland zur Verlegung von Truppen zwingen und die besetzten Gebiete bei Verhandlungen einsetzen.
Parallel dazu rückte die russische Armee in der Ostukraine weiter auf die strategisch wichtige Stadt Pokrowsk vor, in der trotz mehrfacher Evakuierungsaufrufe ukrainischer Behörden noch 28.000 Menschen leben. Die Front liegt mittlerweile nur noch zehn Kilometer von Pokrowsk entfernt. Nach ukrainischen Behördenangaben hat die russische Armee mittlerweile sowohl die Gas- als auch die Wasserversorgung der Stadt unterbrochen.
Putin droht Nato bei Ja zu Raketeneinsatz durch Kiew öffentlich mit Krieg
18.30 Uhr: Russlands Präsident Wladimir Putin hat einen möglichen ukrainischen Einsatz westlicher weitreichender Präzisionswaffen gegen Ziele tief auf russischem Territorium als Kriegsbeteiligung der Nato gewertet. „Das wird bedeuten, dass die Länder der Nato, die USA, die europäischen Länder mit Russland kämpfen“, sagte der Kremlchef auf die Frage eines Journalisten in St. Petersburg. Putin erklärte weiter, damit würde sich das Wesen des Krieges ändern. „Wir werden entsprechende Entscheidungen treffen, ausgehend von den Bedrohungen, denen wir ausgesetzt sein werden“, sagte er, ohne Details zu nennen.
Das vom Westen unterstützte Kiew fordert seit längerem von den USA und Großbritannien, den Einsatz weitreichender Raketen tief auf russischem Territorium zu erlauben. Erklärtes Ziel der Ukrainer ist es, die russische Logistik zu stören und Militärflugplätze der russischen Luftwaffe weit hinter der russisch-ukrainischen Grenze anzugreifen.
Die USA beschränken den Einsatz ihrer Waffen gegen Russland nach offizieller Darstellung auf die Abwehr der russischen Offensive gegen die ostukrainische Stadt Charkiw. Die Regierung in Großbritannien äußert sich bislang nicht konkret zur Frage, was sie der Ukraine mit den von ihr zur Verfügung gestellten Waffen genau erlaubt.
Einen Auszug des Putin-Interviews sehen Sie oben im Video.
Ukrainische Luftwaffe kann 44 Drohnen abfangen – dennoch 14 Zivilisten verletzt
Donnerstag, 12. September, 13.08: Bei einem russischen Drohnenangriff sind nachts nach Behördenangaben mindestens 14 ukrainische Zivilisten in der Stadt Konotop im Nordosten der Ukraine verletzt worden. Nach Angaben der regionalen Staatsanwaltschaft wurden mehrere Wohnhäuser, Schulen und Geschäfte beschädigt. Strom und Wasser fielen aus in der Stadt, die vor dem russischen Angriffskrieg knapp 90.000 Einwohner hatte. Reparaturtrupps versuchten, das Krankenhaus und das Wasserwerk wieder ans Stromnetz zu bringen, schrieb Bürgermeister Artem sem*nichin auf Telegram. Wann Wohnhäuser wieder versorgt werden können, lasse sich nicht vorhersagen.
Angaben der ukrainischen Luftwaffe zufolge griff die russische Armee in der Nacht mit 5 Raketen und 64 Kampfdrohnen iranischer Bauart an. 44 Drohnen seien abgefangen worden. Die Militärangaben sind nicht im Detail überprüfbar, geben aber einen Überblick über das Ausmaß des Angriffs. Auch im Umland der Hauptstadt Kiew war die Flugabwehr mehrfach im Einsatz, um anfliegende Drohnen abzuschießen.
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